Übersicht der Museen
Einleitung
Nachdem ich zunächst überlegt hatte, die Ausflüge chronologisch zu dokumentieren, gebe ich hier nun eine sortierte Auflistung an mit einer kleinen Bewertung der Museen. Die Zeit hier in den Niederlanden vergeht einfach so schnell und das Verfassen eines vollständigen Ausflugsberichtes dauert mehrere Stunden, die ich dann doch lieber für andere Dinge verwendet habe. 😏 Dennoch habe viele schöne Erinnerungen an dieses und jenes Museum und möchte für mögliche zukünftige Besuche meinerseits oder den interessierten Besucher dieses Blogs andererseits ein paar Empfehlungen festhalten. ☺️
Gleich zu Beginn meines Aufenthaltes habe ich mir eine Museumkaart bestellt, welche ich jedem Museumsliebhaber nur ans Herz legen kann. Zu einem Preis von knapp 65 € erhält man Zugang zu über 450 Museen – jederzeit und so häufig man möchte. Nach meiner Erfahrung sind dies alle staatlichen Museen und darüber hinaus einige weitere. Auch bekannte Namen wie das Rijksmuseum in Amsterdam sind dabei. Die Karte kann man mit einem Wohnsitz in den Niederlanden bestellen, sie ist personengebunden und läuft ein Jahr ab Ausstellung. Angesichts der häufig hohen Eintrittspreise von ca. 20 € pro Museum lohnt sich die Karte sehr schnell.
Am einfachsten kauft man sie in einem dieser Museen vor Ort und legt dann mit einer vorläufigen Karte direkt los. Dann spart man sich mögliche Schwierigkeiten ohne niederländische IBAN (ich weiß nicht ob es solche gibt) und gegebenenfalls längere Postlaufzeiten.
Übersicht
Stadt | Name des Museums | Kategorie | Gesamteindruck |
---|---|---|---|
Den Haag | Mauritshuis | Gemälde, u.a. Goldenes Zeitalter, 17. Jhd. | 🏛️🏛️🏛️🏛️ |
Den Haag | Escher in het Paleis | Abstrakte Kunst, Zeichnung | 🏛️🏛️🏛️ |
Den Haag | Panorama Museum Mesdag | Strandpanorama Scheveningen | 🏛️🏛️🏛️🏛️ |
Den Haag | Atlantikwall Museum | 2. Weltkrieg, historisches Denkmal | 🏛️🏛️🏛️🏛️🏛️ |
Leiden | Rijksmuseum Boerhaave | Wissenschaftsgeschichte | 🏛️🏛️ |
Leiden | Museum De Lakenhal | Städtisches Museum, Lokalgeschichte, Gemälde | 🏛️🏛️🏛️🏛️ |
Leiden | Rijksmuseum van Oudheden | Archäologie | 🏛️🏛️🏛️🏛️🏛️ |
Leiden | Naturalis | Naturkunde | 🏛️🏛️🏛️ |
Leiden | Molenmuseum de Valk | Lokalgeschichte, historisches Denkmal | 🏛️🏛️ |
Amsterdam | Stedelijk | Zeitgenössische Kunst, Design | 🏛️🏛️🏛️ |
Amsterdam | Koninklijk Paleis op de Dam | Königspalast für Staatsempfänge | 🏛️🏛️ |
Amsterdam | ARTIS – Micropia | Mikroorganismen | 🏛️🏛️🏛️🏛️ |
Amsterdam | Hash Marihuana & Hemp Museum | Cannabis | 🏛️🏛️🏛️🏛️ |
Amsterdam (Muiden) | Forteiland Pampus | Militär, historisches Denkmal | 🏛️🏛️🏛️🏛️ |
Rotterdam | Witte de With – Kunstinstituut Melly | Zeitgenössische, abstrakte und plastische Kunst | 🏛️🏛️🏛️🏛️🏛️ |
Eindhoven | Philips Museum | Technikgeschichte, Markengeschichte | 🏛️🏛️🏛️ |
Der Gesamteindruck eines Museums ist absolut subjektiv und richtet sich sowohl nach meinen persönlichen Interessen als auch meiner Erwartung an das Museum. Nicht berücksichtigt habe ich den Eintrittspreis, da nach Vorzeigen der Museumkaart die meisten der aufgelisteten Museen kostenfrei zu besuchen sind.
Den Haag
Mauritshuis
Adresse: Plein 29, 2511 CS Den Haag
Das Mauritshuis zählt sicher zu den bekanntesten Museen Den Haags, stellt es doch verschiedene berühmte Gemälde von Malern wie Vermeer oder Rembrandt aus. Ich habe das Museum im Rahmen der Museumsnacht Den Haag besucht und mir hat es sehr gut gefallen. Das Museum befindet sich in einer ehemaligen Residenz des Gouverneurs von Niederländisch-Brasilien, Johan Maurits van Nassau-Siegen. Es ist sehr prunkvoll im Stil des Holländischen Klassizismus errichtet und gibt den eindrucksvollen Gemälden einen hervorragenden Raum. Mir hat gut gefallen, dass man in den kleinen Räumen und schmalen Gängen den Gemälden fast auch Tuchfühlung gehen konnte. Ferner wurde die historische Ausstellung mit einigen zeitgenössischen Kunstwerken komplementiert, die unmittelbar neben den Klassikern aufgehangen, eine frische Gesamtkomposition ergaben.




Escher in het Paleis
Adresse: Lange Voorhout 74, 2514 EH Den Haag
Auch dem Escher-Museum habe ich einen Besuch im Rahmen der Museumsnacht gewidmet. Ich gebe zu, der Name M. C. Escher sagte mir vorher wenig bis nichts, allerdings kamen mir manche seiner Kunstwerke bekannt vor. Er ist Meister der optischen Täuschung und schuf zahlreiche Grafiken, die je nach Betrachtungsweise andere Gegenstände zeigen. Damit halte ich ihn für einen sehr mathematisch-denkenden, sinneswahrnehmenden Künstler.

Das Museum selbst zeigt eine Vielzahl seiner Werke, allerdings mit überschaubarer Hintergrundinformation. Dies könnte auch darin begründet liegen, dass die Bilder häufig für sich selbst sprechen. Mein persönliches Interesse an dieser Kunstform ist allerdings nicht so groß, dass ich mir mehr als ein Dutzend dieser Werke ansehen würde. Das Museum ist nicht mit der Museumkaart zugänglich.

Panorama Museum Mesdag
Adresse: Zeestraat 65, 2518 AA Den Haag
Als mir das Panorama-Museum das erste Mal empfohlen wurde, war ich etwas stutzig: Ja, es wird ein Panorama gezeigt. Ja, es ist ein Gemälde? Ja, es ist schon über 140 Jahre alt. Ja, es ist riesig – doch kann es wirklich einen realistischen Eindruck von einer fiktiven Aussichtsplattform erzeugen? Nach einem Besuch vor Ort lässt sich diese Frage mit einem klaren Ja beantworten. Fotografisch lässt es sich nur schwierig festhalten, aber der Rundumblick über Scheveningen, den Strand und die Dünen aus 1880 ist beeindruckend. Das Panorama ist 14 m hoch und hat einen Umfang von 120 m. Daraus ergibt sich ein Durchmesser von 35 m. Der Besucher steigt mit einer hölzernen Wendeltreppe auf eine Aussichtsplattform mit Geländer und einem hölzernen Dach. Um ihn herum ist eine künstliche Dünenlandschaft drapiert, geformt aus Meeressand, einen Dünengräsern sowie Treibholz. Dahinter baut sich das Panorama auf. Besonders geschickt ist, dass man weder das obere noch das untere Ende erkennen kann, sodass visuell die echte Landschaft mit der gemalten verschmilzt. Ergänzt um eine strandtypische Hintergrundgeräuschkulisse aus Naturlauten und den Einfall von Tageslicht durch das kuppelförmige Museumsgebäude kommen die präzisen Malereien gut zur Geltung. Man erkennt anlandende Fischerboote, eine Kavallerie-Einheit, den historischen Ortskern Scheveningens, die Dünen in Richtung Katwijk, das Badhaus, den Wasserturm und vieles mehr.


Atlantikwall Museum
Adresse: Badhuisweg, 2582 JD Den Haag
Das Atlantikwall-Museum ist besonders interessant für jeden, der einen Einblick in die Geschichte Den Haags zur Zeit des zweiten Weltkriegs erlangen möchte. Die gleichnamige Stiftung, gegründet im Jahr 2005, setzt sich zum Ziel, die zahlreichen Bunkeranlagen des Atlantikwalls in Den Haag wieder auszugraben und originalgetreu einzurichten. Damals wurde unter deutscher Besatzung Den Haag eine Verteidigungslinie um Scheveningen und Teile den Haags gezogen, was auch die Umsiedlung von 140 000 Bewohnern und die Erklärung eines Sperrgebietes zur Folge hatte. Heute kann man mehrere Bauwerke und Bunker aus damaliger Zeit besichtigen, im Sommer regelmäßig an Wochenenden und mit Führung. Zusammen mit der KAS-Gruppe besuchte ich das Widerstandsnest 318 in Scheveningen, das ein ehemaliger Kommandobunker ist. Beeindruckend war die massive Bauweise und die umfangreiche Innenausstattung mit mühsam gesammelten Originalgegenständen. Der Verein arbeitet nach meiner Information weitgehend in Freiwilligenarbeit und bemüht sich, dieses Erbe Den Haags, was viele Jahrzehnte verdrängt wurde, historisch aufzuarbeiten. Unsere Führung war sehr anschaulich, detailliert und informativ. Interessant war auch, dass im Museum die aus vielen Kriegsmuseen bekannte Fokussierung auf Leid, individuelle Schicksale und Schuldfragen vorhanden war, aber nicht zum Kerninhalt wurde. Das Museum glorifiziert nicht und bewertet eher wenig, sondern stellt ein realistisches Bild von den schwierigen Umständen einer Stationierung in einem solchen Bunker dar. Zusätzlich präsentierte Filme und erzählte Geschichten zeigten allerdings sehr wohl auch die Leiden der Bevölkerung durch Luftangriffe (der britischen RAF) oder die Verantwortung mancher Kommandeure für Kriegsverbrechen an der Ostfront. Das Museum lohnt sich meines Erachtens sehr, weil man im täglichen Stadtbild von Den Haag wenig Notiz nimmt von der ehemaligen Bunkerlinie. Als Ergänzung bietet der Verein Karten zu einer Rad-/Wandertour rund um Scheveningen an, welche entlang aller noch erhaltenen Befestigungsanlagen führt (Website, eigene Reproduktion als Komoot-Fahrradroute und GPX). Im Museum wird keine Vergünstigung mit der Museumkaart gewährt.



Leiden
Rijksmuseum Boerhaave
Adresse: Lange Sint Agnietenstraat 10, 2312 WC Leiden
Das Museum Boerhaave zeigt zahlreiche Exponate zur Geschichte der Naturwissenschaften und Medizin. Es ist in einem alten Kloster untergebracht und besteht deshalb aus vielen verwinkelten Räumen. Mein Besuch liegt bereits über drei Monate zurück, daher könnte mich meine Erinnerung teilweise täuschen. Allerdings kamen mir die Erklärungen zu den einzelnen Exponaten deutlich zu dünn. Den Teil zur Geschichte der Medizin habe ich aus Zeitgründen nur flüchtig gesehen, dieser war besser beschrieben und teilweise interaktiver. Das anatomische Kino zeigte einen projizierten Körper mit seinen Bestandteilen und auch wenn es inhaltlich oberflächlich blieb, war der Eindruck interessant. Insgesamt blieb das Museum für mich aber weitgehend farblos.
Museum De Lakenhal
Adresse: Oude Singel 32, 2312 RA Leiden
Wer Lust auf einen kurzweiligen Museumsbesuch hat, ist im Museum De Lakenhal richtig. Aus meiner Sicht ist es zu leicht übersehen, lokalisiert im alten Haus der Tuchmacher-Gilde aus dem Jahr 1640. Dieses liegt am Kanal Oude Singel, unweit des Lammermarkt. Das Museum ist das städtische Museum und zeigt viele Leidener Künstler, insbesondere auch eine große Ausstellung aus dem Goldenen Zeitalter. Mir hat sehr gut gefallen, dass die alten Gemälde gut strukturiert und gruppiert mit umfangreichen Zusatzinformationen versehen wurden. Beispielsweise gibt es zu einigen Gemälden Erklärtafeln, die den Blick des Besuchers auf die bedeutsamen Stellen des Werkes lenken.

Die Ausstellung alter und imposanter Gemälde wird ergänzt um Werke ganz anderer Epochen wie des Impressionismus, aber auch eine zur Zeit meines Besuches geöffnete Sonderausstellung »Imagine Intuition« zu menschlichen Gefühlen und Eigenschaften in Form von Skulpturen und Installationen. Dieser abstrakte Bereich des Museums steht sicher bewusst im Kontrast zur Ausstellung der Klassiker und ergänzt diese in meinem Empfinden gut. Nicht zu vergessen sind auch die nennenswerte Ausstellung zur Lokalgeschichte wie den Feierlichkeiten und historischen Begebenheiten rund um den 3 october sowie die original erhaltenen Räumlichkeiten der Tuchmacher-Gilde mit beeindruckenden Wandverzierungen und einem Tisch zur Warenkontrolle.


Rijksmuseum van Oudheden
Adresse: Rapenburg 28, 2311 EW Leiden
Das Rijksmuseum van Oudheden in Leiden ist auch einen Besuch wert. Es handelt sich um das nationale archäologische Museum der Niederlande mit einem Fokus auf frühe Kulturen im angrenzenden Mittelmeerraum. Man sollte für einen Besuch einige Stunden einplanen, denn es beherbergt eine Fülle an Exponaten, von denen fast jedes interessant und sehenswert ist. Mit der kleinen Gruppe an Bekannten habe ich das Museum besichtigt und dabei ausschließlich die ägyptische Ausstellung im Erdgeschoss gesehen. Allein diese war für mich, der bisher keine alt-ägyptischen Mumien, Totengräber, Schriften oder Statuen gesehen hatte, sehr beeindruckend. Wie die meisten der hier vorgestellten Museen ist auch dieses modern renoviert und eine ausgezeichnete Lichtinstallation setzt im Zusammenspiel aus Licht und Schatten die Exponate eindrucksvoll in Szene. Wenn möglich, möchte ich gerne auch den anderen Ausstellungsbereichen einen Besuch abstatten. Für Studenten ist der Museumseintritt kostenfrei möglich.



Naturalis
Adresse: Darwinweg 2, 2333 CR Leiden
Das Naturalis Biodiversity Center (kurz Naturalis) ist ein bedeutsames naturhistorisches Museum, das 2021 als das European Museum of the Year ausgezeichnet wurde. Mit 42 Millionen Objekten (Stand 2015) handelt es sich qua Umfang um eines der fünf wichtigsten Museen der Welt. Freilich ist der größte Teil davon nicht ausgestellt und wird für Forschung und Archivierung verwendet. Dementsprechend weckt das Museum, das sich in einem 2019 eröffneten monumentalen Neubau befindet, erhebliche Erwartungen.
Diesen wird es leider nur bedingt gerecht. Die Ausstellung zeigt teils beeindruckende Exponate wie ein Skelett des Tyrannosaurus rex oder sehr viele (Urzeit-)Tiere. Leider mangelt es aber deutlich an Erklärungen zu den Ausstellungsstücken und in manchen Abteilungen fehlt mir ein roter Faden oder Zusammenhang zwischen Objekten einer Vitrine, so in der Ausstellung zum Tod. Das ist doch schade, wenn man sieht, welche Mittel dem Museum zur Verfügung stehen. In der jetzigen Konzeption empfehle ich das Museum so besonders für Familien mit Kindern, die sicher viel Spaß haben, an den ganzen ungewöhnlichen und unbekannten Tieren vorbeizulaufen.
Molenmuseum de Valk
Adresse: 2e Binnenvestgracht 1, 2312 BZ Leiden
Das Molenmuseum zeigt die Geschichte der Windmühlen in den Niederlanden und ist selbst in einer solchen zu finden. Die Windmühle de Valk ist eine alte Kornmühle in Leiden, welche seit 1966 als Museum geöffnet ist. Man ist beim Betreten beeindruckt von den zahlreichen Stockwerken und der Größe des Bauwerks. Unten wohnte traditionell der Müller, sodass diese Wohnung auch typisch wie ein Heimatmuseum eingerichtet ist. Darüber kann man in den einzelnen Stockwerken verschiedene technische Geräte zum Mahlen besichtigen und von der Plattform, welche ursprünglich zum Einstellen und Bespannen der Mühlenflügel genutzt wurde, einen Ausblick auf Leiden werfen. Mir hat ein Film (sogar auf Deutsch verfügbar) gut gefallen, der die Geschichte der niederländischen Windmühlen mit allen Facetten ihrer Anwendungen kurz zusammenfasst und für mich Unkundigen eine Einführung in das Thema bietet. Dennoch hat man im Museum schnell alles gesehen und ich würde dieses eher als kleinen Abstecher empfehlen.


Amsterdam
Stedelijk Museum
Adresse: Museumplein 10, 1071 DJ Amsterdam
Das Stedelijk-Museum zeigt eine Vielzahl an Ausstellungen moderner und zeitgenössischer Kunst. Es gehört deshalb zu den bekanntesten Museen Amsterdams und ist mit Rijksmuseum, van Gogh-Museum und weiteren Teil des Museumspleins. Der Besuch lohnt sich bei einem Interesse an diesen Kunstformen sehr – auch aufgrund der Werke namhafter Künstler. Gestalterisch und informativ habe ich aber bereits innovativere Museen im Bereich moderne Kunst gesehen.




Koninklijk Paleis op de Dam
Adresse: Nieuwezijds Voorburgwal 147, 1012 RJ Amsterdam
Der Königspalast liegt in zentraler Lage in Amsterdam und dient als Empfangsgebäude für Staatsgäste der Königsfamilie. Deshalb ist auch das Museum manchmal kurzfristig geschlossen, wenn es für anderweitige Veranstaltungen benötigt wird. Der Palast besteht aus zahlreichen, prunkvoll dekorierten und ausgestatteten Zimmern – eben so, wie man sich einen königlichen Palast vorstellt. 👑
Als Besucher erhält man einen Audioguide, der über die historischen Begebenheiten und Details des Palastes aufklärt und dabei auch nicht an Anekdoten spart. Mir persönlich war die einstündige Führung etwas langatmig, vielleicht auch, weil ich nicht besonders an Geschichten über Royals interessiert bin. Ich würde sagen, es kann interessant sein sich mal einen Eindruck von dem Palast zu verschaffen, aber für die breite Masse ist der Palast auch nicht großartig anders als Paläste die ich andernorts bereits besichtigt habe.


ARTIS – Micropia
Adresse: Plantage Kerklaan 38-40, 1018 CZ Amsterdam
Das Micropia Museum wurde mir von Freunden empfohlen und ich kann diese Empfehlung nur weitergeben. Es ist Teil des ARTIS Zoos und besetzt eine Nische zwischen klassischen Museen und Zoos. Im Micropia lernt man unglaublich viel über Mikroorganismen wie Viren oder Bakterien, ihre Entstehung, Entwicklung und große Anpassungsfähigkeit. Spätestens seit Ausbruch der Corona-Pandemie im Jahr 2020 ist uns vor Augen geführt worden, welche Gefahren von Viren ausgehen. Welche vielfältigen, positiven Anwendungen diese aber auch haben können lernt man beim Besuch des Micropia.
Das Museum ist sehr interaktiv gestaltet, da man hier mehrere hundert Lebendkulturen beobachten kann. Hierzu sind allerlei moderne Mikroskopie und anderweitige Apparate vorhanden. Erklärtexte, Videos und interaktive Elemente runden das Erlebnis ab und ergänzen sich gut. Aus meiner Sicht ist das Museum insbesondere auch für Kinder konzipiert und erzählt diesen eine Wissenschaftsgeschichte während des Rundgangs. Dieser ist wohlstrukturiert, sodass auch Erwachsene und Studenten ihre Freude haben und inhaltlich eine gewisse Tiefe erwarten dürfen. Besonders gut gefallen mir die Lichtgestaltung und die positive Botschaft, die über die Winzlinge erzählt wird.

Hash Marihuana & Hemp Museum
Adresse: Oudezijds Achterburgwal 148, 1012 DV Amsterdam
Ein Cannabis-Museum? 😵 Ein Cannabis-Museum in Amsterdam: 🤠! Welch einen besseren Ort gibt es um ein Museum über die Cannabispflanze und ihre Erzeugnisse Haschisch, Marihuana und Hanf zu eröffnen? Amsterdam ist weit über die niederländischen Grenzen für seine liberale Drogenpolitik bekannt und kann sicherlich als Hauptstadt des Drogentourismus gelten. Wer durch die Straßen spaziert, bewegt sich hier mehr als anderswo in den Niederlanden durch eine nach Gras riechende Dunstwolke. Für den einen ist dies die gelebte Freiheit und Muster für ein Deutschland mit legal zu erwerbendem Cannabis, für viele (und insbesondere Einheimische) wird dies aber zunehmend zum Ärgernis.

Nun aber zum Museum: Dieses ist privat betrieben und daher gibt es keine Ermäßigung mit der Museumkaart, sondern man muss den hohen Preis von 9 € bezahlen. Da der Gründer Ben Dronkers sich seit der Eröffnung 1985 für die Verwendung und Legalisierung von Cannabis einsetzt, ist das Museum naturgemäß nicht politisch neutral. Dies merkt der Besucher spätestens, wenn er nach dem Besuch nicht nur durch einen Museumsshop, sondern auch durch die Filiale der Firma Sensi Seeds des Museumsgründers den Ausgang findet. Dort werden wie in einem Delikatessenladen zahlreiche Cannabissamen inklusive einiger Eigenzüchtungen verkauft und in einem großen, bebilderten Katalog ausführlich verglichen.

Neben diesen eher ungewöhnlichen Besonderheiten möchte ich aber auch ein paar Worte zum Museum selbst verlieren. Die Geschichte beginnt mit der Erklärung von botanischen Eigenschaften der Cannabis-Pflanze, ihren Ursprüngen und ihrer vielfältigen Nutzung. Demnach begann die Verbreitung hierzulande nach den Feldzügen Napoleons durch heimkehrende Soldaten. Früher wurde Cannabis als Hanf und damit als Werkstoff genutzt, aber auch von der Landbevölkerung als Haschisch konsumiert. Dann informiert das Museum ausführlich über die beginnende Kriminalisierung, die Tricks um Haschisch zu verstecken und die Rolle in der aufkommenden Popmusik. Es wird die Behauptung aufgestellt, dass durch eine Legalisierung des Cannabis-Konsums der Konsumentenpreis in Amsterdam halbiert werden könnte und dabei in Form eines Fair Trade-Konzeptes Geld in Infrastruktur in den Anbauländern investiert würde statt von kriminellen Zwischenhändlern verdient zu werden.

Dann betritt der Besucher einen kleinen Raum, in dem mehrere echte Cannabispflanzen und Neuzüchtungen präsentiert werden. Diese sind wegen des Geruches hinter einer Glaswand mit Lüftungsanlage. Daneben stehen zahlreiche medizinische Cannabis-Präparate (auch aus Deutschland), die ca. 100 Jahre alt sein könnten. Abschließend verlässt der Besucher das kleine Museum durch den Sensi Seeds Shop. Da es in einem schönen historischen Gebäude untergebracht ist, liegt das ganz moderne Hanf-Museum wenige Schritte entfernt in einem Nachbargebäude. Es ist mit der selben Eintrittskarte zugänglich.

Das Hanf-Museum hat mir sehr gut gefallen, fokussiert es sich doch ganz auf technische Anwendungen des Hanf-Rohstoffes. Dabei wird festgehalten, dass Hanf nur unmerklich THC enthält und damit keine berauschende Wirkung erzielt werden kann. Vielmehr eignet es sich als nachhaltiges, sehr stabiles Material, aus dem sogar ganze Motorräder gebaut werden können und das eine Rolle in einer erdölfreien Zukunft spielen könnte.

Forteiland Pampus
Adresse: Fort Pampus 1, 1398 VE Muiden, Niederlande
Der Ausflug zur Insel »Pampus« ist ein einmaliges Erlebnis, das man sich in den Sommermonaten nicht entgehen lassen sollte. Die Insel liegt in der Nähe von Amsterdam im IJmeer, der südlichsten Bucht des IJsselmeers. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts künstlich auf einer Untiefe aufgeschüttet, um Teil der Verteidigungslinie Stelling van Amsterdam zu sein und die Stadt vor Angriffen über See zu schützen.
Die Anfahrt ist etwas kompliziert und erfolgt von verschiedenen Orten mit einem Fährboot, das tagsüber regelmäßig verkehrt. Es gibt mehrere Routen, aber ich wählte die über Muiden (Preis knapp 10€, Museum mit Museumkaart kostenfrei). Dieses beschauliche Dorf erreicht man wiederum nur umständlich mit dem OV, weshalb ich nach Weesp fuhr und mir ein Mietfahrrad (OV-Fiets der NS, erhältlich für Abonnementinhaber) für die Fahrt zur Fähre besorgte.

Mein Besuch fand Mitte November und damit gegen Ende der Saison statt. Dennoch bestand großer Andrang auf der Fähre, erahnend den Ansturm den diese Insel im Hochsommer erwarten dürfte. Die Überfahrt ist nach ca. 20 Minuten vorüber. Angekommen begrüßt einen das Inselrestaurant und Café, aber direkt dahinter beginnt bereits das historische Fort. Es handelt sich um eine große Bunkeranlage, in deren zahlreichen Gängen man sich rasch verlieren könnte. Was ein Glück, dass der Ausgang bei einer Inselfläche von 0.03 km² nie weit ist. 🤣

Die Fortanlage wurde ursprünglich als Fort mit klassischen Kanonen errichtet, wurde wenig genutzt und dann von den Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkrieges besetzt. Diese versuchten, die Insel zur Flugabwehr zu nutzen, gaben aber rasch auf und sprengten einen Großteil der vorhandenen Militärtechnik. Nach dem Krieg lag die Insel lange brach und verfiel, bis sie Studenten während der Studentenproteste für sich entdeckten. Schließlich wurde die Insel als Museum hergerichtet und sicherlich auch unter Einsatz zahlreicher Mittel aus dem UNESCO-Weltkulturerbe Fonds präsentiert sie sich heute modern und vielseitig.


Dazu gehört nicht nur eine interaktive und moderne Gestaltung der Forträume, die auch Kinder ansprechen dürfte. Sondern auch eine energetische Eigenversorgung der Insel mit Nachhaltigkeitskonzept, die Ausrichtung von Events oder die Möglichkeit zur Zeltübernachtung. Bei der Besichtigung weisen zwei vorgezeichnete Routen zu themenbezogenen Wegen. Unterstützend sollen auch Audioguides die Geschichte erklären, allerdings funktionierte meiner irgendwie nicht. Grundsätzlich sehr interessant sind auch die kostenfreien Führungen engagierter Guides, welche aber während meines Besuches nur auf Niederländisch angeboten wurden. Ganz allgemein sind für den Besuch ein paar Brocken Niederländisch sicher hilfreich, da ich an diesem Tag der einzige ausländische Besucher war und auch viele Schilder auf niederländisch waren.

Rotterdam
Witte de With – Kunstinstituut Melly
Adresse: Witte de Withstraat 50, 3012 BR Rotterdam
Ein Besuch im Kunstinstituut Melly ist sehr empfehlenswert und tiefgründig. Das Museum wird häufig als Museum zeitgenössischer Kunst beschrieben, aber dies trifft nur teilweise zu: Vielmehr findet man hier Ausstellungen von größtenteils unbekannten Künstlerinnen und Künstlern der Gegenwart, die in einer permanenten Ausstellung und wechselnden Sonderausstellungen ihre Sicht auf die Dinge präsentieren. Die Hauptausstellung hat man auch schnell gesehen, weil die Räume sehr weiträumig gehalten sind und es nicht viele Exponate gibt. Diese erzählen Geschichten von Krieg, Revolution, Menschenrechten und der Emanzipation von Frauen. Insbesondere weiblichen Künstlern wird hier meinem Eindruck nach besonders Gehör verschafft. Das Ganze ist natürlich hochgradig politisch und zum Teil auch provozierend. Künstlerisch vielleicht etwas einfach gehalten.
Aus selbem Holz ist auch die Sonderausstellung im TENT geschnitzt, welche zur Zeit meines Besuches im Oktober 2022 zu besichtigen war und für meine Bewertung maßgeblich ist. Sie trägt den Namen “Travelling without moving” und entstammt einem Konzept der Künstlerinnen Suzan Boogaerdt und Bianca van der Schoot, welche nach eigener Beschreibung aus einem anarchistischen Umfeld stammen. Die Ausstellung nimmt den Besucher mit auf eine Reise in eine abstrakte, radikal-feministische Gedankenwelt, um soziale Missstände der Gegenwart zu überwinden.

So mit meinen Worten geschrieben, mag mein Interesse für diese Ausstellung vielleicht den ein oder anderen Leser verwundern. Und auch die Exponate bieten je nach Betrachtungsweise allerlei politischen und gesellschaftlichen Sprengstoff. Zum Beispiel, weil hier religiöse Riten zelebriert werden, bei denen man zwischen Skepsis und Gelächter schwankt. Dennoch halte ich die Ausstellung für sehr gelungen, weil sie ein immersives Erlebnis bietet, unglaublich detailverliebt gestaltet und multimedial unterstützt ist. Ich habe selten ein Museum besucht, das mich emotional so mitgenommen und teilweise sogar verängstigt hat. Die Sonderausstellung verfolgt eine klare Struktur und man taucht ganz sicher in eine andere Welt ein – ob sie einem gefällt, ist zum Glück jedem selbst überlassen. Aber ich weiß Kunst die zum Nachdenken anregt und etablierte Muster durchbricht besonders zu schätzen und werde mir deshalb die Kataloge zukünftiger Ausstellungen im Kunstinstituut mit Interesse ansehen.

Eindhoven
Philips Museum
Adresse: Emmasingel 31, 5611 AZ Eindhoven
Eindhoven ist die »Philips-Stadt«. Hier wurde die Firma, welche mit Glühlampen 💡 startete und zum breit aufgestellten Industrieunternehmen wurde, im Jahr 1891 gegründet. Das Museum ist nicht besonders groß, aber vielfältig gestaltet und bietet einen Einblick in die Firmengeschichte mit den Meilensteinen der Produktentwicklungen. Ich glaube es ist das einzige Technikmuseum, was ich während meines Aufenthaltes besucht habe. Aber ich wollte unbedingt auch einen Eindruck von einem der bekanntesten niederländischen Unternehmen gewinnen. Und ja, erst vor Ort wird einem bewusst, wie vielfältig die Produktsparten des Unternehmens sind und wie es sich auch traditionell von anderen abhebt: Hier sollen Produkte für Massen hergestellt werden, erschwinglich und dennoch innovativ und zukunftsweisend. ✨.

Leider fehlte es aber zuweilen an genaueren Erklärungen und vor allem an Selbstkritik. Kann man vielleicht auch nicht verlangen, aber das hat den Eindruck etwas geschmälert. Ich würde sagen ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, wenn man in Noord-Brabant unterwegs ist und Eindhoven einen Besuch abstatten möchte. Oder man ist Fan des Fußballclubs PSV Eindhoven – dieser ehemaligen Werkself wird auch eine eigene Ausstellung gewidmet ⚽
