58. Jugend forscht-Bundeswettbewerb in Bremen
Jugend forscht
Der Nachwuchswettbewerb Jugend forscht ist die wahrscheinlich bedeutsamste Gelegenheit für Schülerinnnen und Schüler, ihre Talente auf dem Gebiet der Naturwissenschaften und Technik unter Beweis zu stellen. Dieses Jahr fand der Wettbewerb bereits zum 58. Mal statt und kann damit auf eine lange Geschichte zurückblicken. Der Wettbewerb gliedert sich in drei Ebenen, die Regional-, Landes- und den Bundeswettbewerb. Nur die von unabhängigen Fachjurys Erstplatzierten qualifizieren sich für die nächsthöhere Ebene, sodass man auf dem Bundeswettbewerb die erfolgreichsten Projekte aus jedem Bundesland sieht. Teilnehmen können Schülerinnen und Schüler in ganz verschiedenen Sparten von A wie Arbeitswelt bis T wie Technik.
Einige Leser werden sich erinnern, dass ich 2015 mit meinem Projekt “Chemische Speicherung der Sonnenenergie mittels PCM-Materialien” teilgenommen und zu meiner großen Freude den 1. Platz in der Kategorie Chemie auf Bundesebene (Bundessieg) sowie als Sonderpreise den Preis für Umwelttechnik und eine Teilnahme an der Intel ISEF 2016 in Phoenix, AZ (USA) gewonnen habe. Ich habe während meiner Forschungsarbeit, während der Wettbewerbe in Koblenz, Bitburg und Ludwigshafen sowie im Nachhinein bei unzähligen Folgeeinladungen sehr prägende Erfahrungen machen dürfen, viele interessante Menschen getroffen und eine hohe emotionale Bindung zu »meinem« Wettbewerb Jugend forscht entwickelt.
Deshalb freue ich mich immer sehr, wenn ich als Alumnus zu den jeweiligen Bundeswettbewerben eingeladen werde und aus der Perspektive eines Gastes die neuen Projekte sehen und die inspirierende Stimmung aufnehmen kann. Auf diese Weise habe ich auch die Bundeswettbewerbe in Paderborn (2016), Erlangen (2017), Darmstadt (2018) und Chemnitz (2019) gesehen. Dieses Jahr wurde der Wettbewerb am Wochenende zu Christi Himmelfahrt in Bremen mit den Unternehmerverbänden im Lande Bremen als Patenunternehmen ausgerichtet.
Ankunft und die Projekte
Für die Anfahrt von Erlangen ging der Wecker sehr früh, da man bei sechsstündiger Fahrt auch bereits um 6 Uhr morgens abfahren muss. Am Ziel angekommen, merkt man Bremen schnell an, dass es das kleinste Bundesland ist. Vieles liegt hier dicht bei einander und ist gut erreichbar. Vom Hauptbahnhof kann man fußläufig in die Innenstadt, zur ÖVB-Arena (dem Austragungsort) sowie zu einigen Hotels gelangen. Für Alumni beginnt die Veranstaltung wie üblich an einem Samstagnachmittag (20.05.23) mit einem Alumni Café. Dieses ist Gold wert, da es die Gelegenheit bietet, Kontakte zu vielen Alumni wieder aufleben zu lassen und neue Kontakte zu knüpfen. Es ging los mit einem Impulsvortrag von Airbus und anschließend konnte man sich bei ein paar Snacks unterhalten. Vielleicht hätte der Vortrag ein wenig kürzer sein können, dann wären nicht alle schnell zu den Projekten aufgebrochen. Denn diese kann man auch nur bis 17:00 Uhr besichtigen und die Zeit vergeht wie im Flug.

Jedenfalls war ich sehr froh, dass auch wieder einige bekannte Gesichter dabei waren. Als erstes haben wir uns natürlich die Chemie-Projekte angesehen. Hier waren einige spannende Themen dabei, beispielsweise die Analyse der Reinheit recycelter PET-Flaschen, die Untersuchung von Reduktionsmöglichkeiten von speziellen Eisenerzen im Saarland oder die Synthese von Farbstoffen für organische Solarzellen. Aber auch darüber hinaus war viel Cooles dabei: ein Steuerungsmodell für Raketen, eine neuartige Technik zur schnelleren und besseren EKG-Erfassung in der Notfallmedizin, ein Gerät zur Bestimmung des Reinheitsgehaltes von Algennährlösungen und viele mehr. Mit ein bisschen zeitlichem Abstand zum Wettbewerb fällt mir wieder auf, welchen Erfindergeist die häufig 17-jährigen Teilnehmer zeigen und wie raffiniert sie sich in einzelne Themen hineinarbeiten, ganz in ihrer Freizeit und von Neugier beflügelt.
Sonderpreisverleihung
Nach der Veranstaltung legte in einem kleineren Nebenraum ein Live DJ auf und heizte mit modernen elektronischen Beats und EDM kräftig ein. Durch die größtenteils minderjährigen Teilnehmer mussten wir leider auf booze verzichten, aber wir hatten uns am Alumni-Tisch zum Glück anständig vorbereitet. Um ein Uhr wollte uns Jugend forscht gerne ins ruhige Bettchen schicken, aber in einer kleinen Gruppe ging es dann nochmal in eine Kneipe in der Innenstadt. Insgesamt vergebe ich das Prädikat lohnenswert.
Hauptpreisverleihung :sports_medal:
Dieser Part ist schnell erzählt. Nach einer weiteren Besichtigung der Projekte durch die Öffentlichkeit werden die Hauptpreise in den Fachgebieten in einem festlichen Rahmen verliehen. Wie häufig sind auch hier einige namhafte Politiker und andere wichtige Persönlichkeiten vor Ort, um ihre Unterstützung des Wettbewerbs zu signalisieren. Als Alumnus ist dieser Programmpunkt nur mittelmäßig spannend, weil man unmöglich alle Projekte gesehen haben konnte und daher die Jury-Entscheidungen manchmal etwas seltsam erscheinen. Aber natürlich hat das alles seine Richtigkeit, weil nur die Jurys alle Projekte kennen und vor allem auch die schriftlichen Arbeiten analysieren konnten. In den Pausen durften wir Darbietungen einer Trapezkünstlerin sehen, die Atemberaubendes zu leisten vermochte, und ein kleines Konzert der Landessieger von Jugend musiziert hören.
Nach dem Wettbewerb
… habe ich die Gelegenheit genutzt, mit einem anderen Alumnus Bremen anzuschauen. Die Stadt ist weit schöner und interessanter als vermutet und sicher einen Besuch wert. Wir schauten uns in sommerlicher Atmosphäre und befreit vom Anzugtragen einige der klassischen Sehenswürdigkeiten wie das Rathaus, die Rolandsstatue davor, den Dom oder die Böttcherstraße an. Alles davon ist sehr sehenswert und in schön restauriertem Zustand. Im Glockenspielhaus in der Böttcherstraße kann man sich als Besucher zur vollen Stunde ein fast zehnminütiges Glockenspiel anhören, das mit einigen drehenden Holztafeln imposant Seefahrergeschichten erzählt.
Danach spazierten wir die Weser entlang bis zum Stadion des Fußballvereins Werder Bremen. Auf dem Rückweg durchquerten wir auch einige schöne Stadtteile mit herrlicher alter Stadtbebauung von Repräsentationsgebäuden bis hin zu den verwinkelten Gässchen im Schnoorviertel. Dieses lädt mit kleinen Cafés und Ateliers zum Verweilen ein. Ein leckeres Abendessen rundete den Tag ab und ich brauchte nach zwei sehr kurzen Nächten auch mal wieder etwas Ruhe.

Kurzer Zwischenstopp in Hamburg
Auf der Rückfahrt plante ich für den Montag einen kurzen Stopp in Hamburg ein, da dies kein großer Umweg war. Mit dem Deutschlandticket ging es also Sonntag in der Früh in eine weitere Hansestadt des Nordens. Zwar musste ich auf einen Besuch des Deutschen Zusatzsstoffe-Museums verzichten (montags geschlossen :pensive_face:), aber dieses bleibt weiter auf meiner To-visit-Liste. Eine Gelegenheit, nochmal nach Hamburg zu fahren.

Mein erster Besuch dort vor zwei Jahren war noch echt regnerisch, aber diesmal hatte ich Glück und es war sehr warm und sonnig. Ich begann mit einem Lunch am Jungfernstieg und spazierte dann ausgedehnt entlang eines Grüngürtels bis an die Elbe. Oberhalb der Landungsbrücken gibt es einen sehr schönen Ausblick über das Hafengelände. Nach etwas Bummelei entschloss ich mich spontan zu einer Hafenrundfahrt (Große Hafenrundfahrt, Reederei Albicht) entlang des Hafens und in die Speicherstadt. Ich hatte Glück mit Uhrzeit und Schiff, denn nur während des Hochwassers (es gibt einen Tidenhub von 4 m in Hamburg!) kann man mit einer kleinen Barkasse in die Fleets der Speicherstadt fahren. Das hat Spaß gemacht und die junge Kapitänin hat uns unterhaltsam umhergeschippert. Nachmittags ging es dann mit einem durchgehenden ICE nach Erlangen über Berlin wieder nach Hause.