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Tag 9 und 10: Naturpark Tara mit Schwarzwald Vibes 🏞️

Heute ist der letzte Abend in Serbien und nach drei erholsamen Tagen und Nächten schreibe ich auch hier wieder eine kleine Zusammenfassung meiner Erlebnisse.

An erster Stelle möchte ich nochmal betonen, dass dieser Nationalpark wirklich sehr abgelegen ist. Die nächste Kleinstadt ist Bajina Bašta (Бајина Башта) mit etwas über 9000 Einwohnern. Hier gibt es noch wenige kleinere Geschäfte und einen Geldautomaten, aber dann kommt die nächsten 45 Autofahrt nichts mehr. Die nächste größere Stadt ist Valjevo (Ваљево) mit knapp 60 000 Einwohnern, aber die Fahrt dorthin beträgt bereits 2 h, größtenteils serpentinenartig über den nächsten Bergkamm. Ich habe mich deshalb bei einer Fahrt ins Tal noch mal ausreichend mit Lebensmitteln und Bargeld eingedeckt.

Aus der Abgelegenheit resultiert auch, dass hier oben überwiegend Einheimische Urlaub machen und viele Schilder nur in kyrillischer Schrift beschriftet sind. Das ist insofern dramatisch, dass ich diese nicht einfach am Handy eingeben kann, geschweige denn aussprechen. Sofern Serbisch in lateinischen Buchstaben geschrieben steht, kann man sich ja noch wenigstens mit Übersetzungstools behelfen, aber so hilft nur Google Lens. Der dafür notwendige Mobilfunkempfang im Netz A1 ist allgemein sehr gut, aber nicht vollständig.

Und dann noch den dritten Hinweis, den ich besser auch stärker in den Blick genommen hätte: Google Maps hat mich einmal ca. 10 km in Serpentinen über einen nur schwach geschotterten und sehr unebenen Feldweg geschickt, ohne Hinweis auf unbefestigte Stra0en. Hier oben kann Straße definitiv auch Feldweg bedeuten, wenn man nicht aufpasst. Und manche Feldwege und Straßen existieren erst gar nicht 😱 In Bajina Bašta wurde ich bisher jedes Mal eine andere, unbrauchbare Route geschickt. Also hier unbedingt mit Straßenkarten arbeiten 🤓

Mitrovac na Tari

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Das Dorf Mitrovac (Ausschnitt) ist hügelig und besteht aus zahlreichen einzelstehenden Häusern.

Untergekommen bin ich in einer Ferienwohnung im Haus »Vila Malisevac« (Apartmani Malisevac, Апартмани Малишевац), das man auch über Booking.com buchen kann. Von innen zwar altmodisch, aber sehr gepflegt und mit unfassbar liebenswerten Vermietern. Die letzten Meter gelangt man dorthin über einen auch bei Sonnenschein ambitionierten Feldweg (Neigung, Beschaffenheit), aber dafür kann man direkt von der Haustür loswandern. Sie liegt im Ort Mitrovac (Митровац на Тари), einem der Zentren auf der Höhe im Nationalpark. Der Ort hat mehrere kleine Restaurants, eine Tourismus-Information, einen Quad-Verleih, einen kleinen Lebensmittelshop und viele Ferienhäuser. Hinzu kommt eine große Jugendfreizeit-Siedlung mit Häusern aus jugoslawischer Zeit. Hier waren Gruppen von kleinen Kindern auf einer Art Freizeit und haben auf den Wiesen Gruppenspiele gespielt. Wenn man (zumindest außerhalb der Saison) nichts online buchen konnte, kann man sicher auch auf gut Glück nach Mitrovac fahren, denn an den meisten Häusern stehen Telefonnummern zur Vermietung. Es gibt inzwischen auch sehr moderne Hütten zu Mieten und einige weitere sind im Bau.

Zur Info: Das andere Zentrum auf der Höhe, das durch eine asphaltierte Straße angebunden ist, ist Rastište (Растиште). Von hier aus bzw. weiter von Predov Krst (Предов Крст) kann man die höchsten Gipfel im Nationalpark besteigen. Eine Verbindung zwischen Mitrovac und Rastište ist aber mit dem Auto nur über Feldwege möglich und öffentlicher Nahverkehr meines Wissens nicht vorhanden. Man sollte sich also vor der Anreise überlegen, welchen Bereich des Nationalparks man schwerpunktmäßig erkunden möchte.

Wanderung

Während meines Aufenthaltes habe ich hauptsächlich eine große Wanderung mit knapp 30 km Länge gemacht. Die Wegbeschilderung ist in der Regel gut und zumindest die Hauptaussichtspunkte gut erreichbar. Darüber hinaus ist das Gebiet aber sehr naturbelassen. Das bedeutet, auf den Wegen liegen häufig umgestürzte Bäume oder man muss sich auch durch Gestrüpp vorkämpfen. Die unberührte Natur mit einer großen Vielfalt an Tieren und Pflanzen spürt man aber mit jedem Atemzug: Viele verschiedene Schmetterlinge, Pilze, Heidelandschaften, Fichten, Kiefern und riesige Bärlauchflächen sind mir aufgefallen.

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Banjska Stena

Einen der schönsten Blicke ins Tal, Banjska Stena, erreicht man bereits in 6 km Entferung von Mitrovac. Man schaut auf den Stausee Perućac, der von der Drina gespeist wird. Dahinter beginnt Bosnien-Herzegowina, das auch im Dinarischen Gebirge liegt.

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Die größten Teile meines weiteren Weges lief ich auf einem Bergkamm, der hier und da auch schöne Aussichten ins Tal bot. Die Landschaft erinnerte mich sehr stark an den Schwarzwald, vielleicht weil auch dieser zu großen Teilen mit Fichten bewaldet ist?

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Dann fiel mir auch noch auf, dass überall im Nationalpark solche Kästen aufgestellt sind. Kann mir jemand sagen, was deren Nutzen ist? Werden damit Tiere angelockt oder vertrieben?

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Abschließend noch eine kleine Anekdote: Auf meiner Wanderung von 6.5 h fand ich leider keine einzige Quelle, kein Bächlein und keinen Brunnen (anders als in der Karte verzeichnet). Zusehends entkräftet nach der Wanderung bei ca. 25 °C habe ich irgendwann ein Paar vor ihrem Ferienhaus angesprochen und gefragt, ob sie mir vielleicht meine Wasserflasche auffüllen können. Dies fiel mir sichtlich schwer, aber es erschien mir die einzige Lösung. Ich bekam eine Flasche Mineralwasser geschenkt und bedankte mich. Wenig später fuhren die beiden mit ihrem Auto an meinem Weg vorbei, hielten neben mir und boten mir an, mich ins nächste Dorf (Mitrovac) mitzunehmen. Da es nur noch 6 km waren und ich von oben bis unten verschwitzt und von Matsch bespritzt war, wollte ich so nicht in ihr sauber wirkendes Auto einsteigen und habe dankend abgelehnt. Es ist vielleicht eine Nebensächlichkeit, aber viele Menschen in Deutschland hätten mir dies wahrscheinlich nicht angeboten (und nein, ich sah nicht so aus als könnte ich die Strecke nicht mehr bewältigen 😉).

Zu Serbien: Ein paar Eindrücke

Gespickt mit den Fotos von weiteren leckeren Mahlzeiten in Mitrovac hier noch meine Eindrücke, was mich an Serbien überrascht hat oder was ich auch Neues gelernt habe.

  • Serbien ist ein flächenmäßig großes Land, in dem Reisezeiten schnell lange werden.
  • Die Hauptstadt Belgrad hat viel zu bieten, ist vielseitig und sehenswert, auch wenn sie lange nicht so international wie bspw. Budapest wirkt. Vielleicht ist sie dadurch auch authentischer?
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Pljeskavica: Hacksteck mit dicker Schinkenscheibe und Raspelkäse (ähnlich Feta), scharf gewürzt mit Paprika-Pulver und rohen Zwiebeln.
  • Ich gewinne den Eindruck, dass das Land in einem starken Umbruch ist. Die von mir erwähnten Autobahnen sind erst wenige Jahre alt und teils noch nicht bis zum Ende fertiggestellt. So ist es mit vielen Projekten, wie auch der Waterfront-Siedlung in Belgrad. Wo ausländische Investoren (Autobahnbrücken mit chinesischer Beschriftung) tätig werden, wirkt das Land sehr modern. Sonst Infrastruktur-mäßig aus der Zeit gefallen.
  • Die Preise sind, vor allem auf dem Land, erstaunlich niedrig. Umgerechnet in Euro zahlt man hier nicht selten die Hälfte oder weniger für die selben Produkte wie in Deutschland.
  • Die Menschen sind ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. Ich habe den Eindruck, dass Fremde zwar nicht so häufig gegrüßt oder eher knapp angesprochen werden, aber wenn ich Fragen hatte oder Hilfe brauchte, nahmen sich die Menschen immer viel Zeit und bemühten sich zusehends. Dem steht nur bedingt entgegen, dass viele nur einzelne Brocken Englisch können.
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Geräucherte Schweinshaxe mit Kartoffeln, Möhren, Kaymak und Meerrettich-Dip.