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Tage 14 bis 18: La dolce vita auf der anderen Adriaseite in Kotor 🇲🇪

Info
Ein Aufenthalt von einer Woche lässt sich leider kaum an einem Abend zusammenfassen; ich lade ergänze hier in Kürze 😉 Version 2/$\infty$

Kotor und Montenegro

Als letztes Ziel meiner Reise steuere ich die Adriaküste an. Vermeintlich ein sehr gewöhnliches Ziel, kennt man das beliebte Urlaubsziel doch bereits aus Italien- oder Kroatienurlauben? Nun, bei Deutschen ist Montenegro ein weniger bekanntes Ziel und für mich dadurch umso interessanter. Der kleine Staat wurde erst 2006 unabhängig und ist eng mit Serbien verbandelt. Am Mittelmeer hat er eine relativ lange Küste, denn die Bucht von Kotor zieht sich weit ins Landesinnere hinein. So findet man hier schmale Mittelmeerbucht, umringt von majestätisch wirkenden Bergen und kleinen mittelalterlichen Dörfern. Das Ensemble steht deshalb auch auf der UNESCO-Welterbeliste.

Während meines Besuches erlebte ich fast durchgehend Sonnenschein bei angenehmen 20-25 °C und Wassertemperaturen, die nach meinem Gefühl nur wenig darunter lagen. Aufgrund der besonderen Geographie gibt es hier praktisch keinen Wind und auch so gut wie keinen Wellengang, sodass ich manchmal das Gefühl hatte, in einen Badesee zu steigen 😃

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Bucht von Kotor bei Nacht

Unterkunft

Auch in Kotor entschied ich mich für ein Hostel, und zwar das bekannte Hostel Old Town. Es war mir bei vorherigen Stopps mehrfach empfohlen worden und ist mit Sicherheit so einzigartig. Die Zimmer liegen nämlich in einer 700 Jahre alten, ehemaligen Munitionsfabrik. Dadurch ist jeder Raum einzigartig und man hat erfreulicherweise den Blick auf die unverkleideten, dicken Natursteinmauern. Neben der Kulisse zeichnet das Hostel sein umfangreiches Eventprogramm aus, bei dem man für jeweils ca. 10  während meines Aufenthaltes an Sunset BBQ, Dinner oder einer Bootsfahrt teilnehmen kann. An fast jedem Abend findet eine derartige Veranstaltung statt und zusätzlich gibt es täglich organisierte Trinkspiele mit anschließendem Besuch einer Kneipe.

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Das Hostel liegt in der Altstadt von Kotor. In südlicher Richtung erfolgt der Zugang über diese mittelalterliche Zugbrücke – ein phänomenaler Anblick!

Mir persönlich wirkten insbesondere die Trinkspiele zu aufgesetzt, weil sie sich nicht auf natürliche Weise in den Runden der Gäste ergaben. Das Hostel erscheint mir relativ groß und professionell organisiert, weshalb ich dies als neutrale Bemerkung festhalten möchte, aber die familiäre Stimmung vor allem in Belgrad hat mir irgendwie besser gefallen. Der zum Reisezeitraum verlangte Preis von 25 € pro Nacht spiegelt vermutlich das höhere Preisniveau in Montenegro wider, aber die ca. halb so teuren Hostels zuvor mussten in puncto Ausstattung und Sauberkeit dem hier nicht nachstehen. Ich hatte aufgrund der niedrigen Belegungssituation Glück, aber bei Maximalauslastung teilen sich in meinem Zimmer acht Personen ein einziges Bad, was ich suboptimal finde. Wichtig zu wissen: Hier muss man im Gegensatz zu den anderen Hostels Vorhängeschlösser mitbringen und es gibt auch keine zum Ausleihen.

Positiv hervorheben kann man hier die Küche, die mit mehreren Kühlschränken, Kochmöglichkeiten und Gefriertruhe allerhand zu bieten hat, wo aber auch etwas mehr Achtsamkeit seitens des Betreibers notwendig wäre. So gab es in der gesamten Küche augenscheinlich nur einen Esslöffel 😧

Mit dem Auto in Kotor

Autos und Kotor passen nicht so recht. Wer kann, möglichst außerhalb parken und laufen! Dies gilt im Übrigen noch mehr für Perast. Beide Städte sind klein und weitestgehend eine Fußgängerzone. Die ausgewiesenen Parkplätze sind zum Teil teuer, aber tagsüber häufig komplett belegt. Nach Angaben von Google Maps-Rezensenten werden für Falschparker leider auch Bußgelder von 100 € verhängt – angeblich mit Schwerpunkt auf ausländische Kraftfahrzeuge. An anderer Stelle habe ich aber auch gelesen, dass die Polizei hier mancherorts für Einheimische außerhalb der Saison ein Auge zudrückt, dem Touristen aber nicht leicht erkenntlich ist, wo er parken darf.

Schlussendlich stand ich hinter einer Bushaltestelle vor einer Art Bootshafen. Dort standen auch ein paar andere Autos, ein Einheimischer hat mir irgendwie 🆗 signalisiert und es ist zumindest in einer Woche nichts passiert 😎

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Sunset Barbecue auf einer alten Festung. Ein echter Geheimtipp organisiert von unserem Hostel.

Sunset BBQ

Zu Beginn meines Aufenthaltes musste ich mich erstmal von dem kleinen Unfall auf der Fahrt erholen und in einer Werkstatt die Reparatur beauftragen. So freute ich mich, am Samstag nach meiner Ankunft an einem Barbecue unseres Hostels teilnehmen zu dürfen. Wir fuhren mit einem gecharterten Bus zu den Ruinen einer alten Festung (Fort Vrmac/Тврђава Врмац), die auf mich die Wirkung einer Militäranlage aus dem zweiten Weltkrieg hatte. Einige Bauelemente deuten auf Standorte von Luftabwehrgeschützen hin. Heute ist das Gelände verlassen und dem Verfall ausgesetzt. Innen gibt es einige Passagen mit Absätzen oder auch tiefen Löchern im Boden, weshalb man mit Taschenlampe oder Handy leuchten sollte.

Unsere Hostel-Guides gingen vorweg, da sie hier ständig herfahren und den Weg in und auswendig kennen. Auf dem Dach hat man einen phänomenalen Blick über die Bucht von Kotor und sieht die untergehende Sonne. Zwei Mitarbeiter grillten ein überraschend umfangreiches Abendessen und wir aßen gemütlich. Der Ausflug war überaus lohnenswert und der Preis bei dem Gebotenen mehr als gerechtfertigt.

Bei dieser Gelegenheit konnte ich zum Glück auch einige sehr nette Menschen im Hostel kennenlernen, mit denen ich weitestgehend die nächsten Tage verbrachte. Abends spazierten ich mit ein paar noch am Strand entlang. Der ist zwar sehr klein und nur ein Kiesstrand, dafür kann man aber zu Fuß hinlaufen und hat einen schönen flachen Einstieg ins Meer mit toller Aussicht über die Bucht. In derselben Gruppe entschieden wir uns abends dafür, am nächsten Morgen in aller Früh aufzustehen und eine Bootsfahrt zu buchen.

Bootsfahrt durch die Bucht zur blauen Höhle

Wer schonmal in Kotor war, kann die massive Werbung für die blaue Höhle (Blue Cave, Plava špilja) kaum übersehen haben. Ja, es sieht so aus als würde jeder Tourist wie ein Esel dorthin getrieben, aber ich kann bereits spoilern: es lohnt sich! Es gibt zahlreiche Anbieter, aber die haben sich augenscheinlich wie ein Kartell organisiert, sodass man da keine großen Preisunterschiede feststellen dürfte. Allerdings hat sich etwas traktieren und verhandeln ausgezahlt, sodass wir für einen vernünftigen Preis zu viert eine Privattour mit modernem Boot und unserem coolen Skipper Dragon gebucht haben.

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Die Mini-Insel Lady of the Rocks (Gospa od Škrpjela) liegt in der Bucht vor Perast mit ihrer Schwesterinsel, auf der sich ein nicht für die Öffentlichkeit zugängliches Kloster befindet. Sie wurde künstlich aufgeschüttet und jedes Jahr werden in einem Ritual von den Einheimischen weitere Steine hergebracht.

Die Touren führen üblicherweise nicht nur zur blauen Höhle, sondern beinhalten auch einen Halt in Perast und auf dem Inselchen Lady of the Rocks unmittelbar for Perast. Wir (zumindest drei von uns) waren aber verrückt danach, bei strahlendem Sonnenschein schwimmen zu gehen, und so haben wir einen längeren Aufenthalt an der blauen Höhle ausgehandelt. Wir sind bereits gegen 9.30 Uhr gestartet, denn dann ist die Sonne noch eher beherrschbar und – vor allem – die Kreuzfahrttouristen noch nicht da. Denn in der blauen Höhle kann es schon sehr voll werden und auch während unseres Besuches waren noch einige andere Boote da.

In der ganzen Bucht ist das Wasser wunderschön klar und in Nähe der Höhe hat es tatsächlich einen starken blauen Schimmer. Mir hat das sehr gut gefallen! Aufgrund des Andrangs ist es zu gefährlich, in der Höhe schwimmen zu gehen, deswegen hielt Dragon etwas außerhalb mit direktem Blick auf die Höhle an und wir gingen für ca. 20-30 min schwimmen. Der Sprung vom Boot ins dann doch kühle Wasser kostete etwas Überwindung, aber solange ich in Bewegung blieb war alles super.

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In der blauen Höhle.

Auf der Fahrt von und zur blauen Höhle hat man nicht nur eine hervorragende Aussicht auf die ganzen Dörfer in der Bucht, sondern beispielsweise auch auf die ehemaligen U-Boot-Bunker aus dem Kalten Krieg. Jugoslawien unterhielt hier eine erhebliche U-Boot-Flotte und baute getarnte Bunker in die Berge. Heute unterhält Montenegro keine eigene Marine mehr und die Bunker können als Höhlen befahren werden. An anderer Stelle wurde am Standort der ehemaligen Kriegsmarine ein Luxusresort mit für normale Menschen unbezahlbaren Hotels errichtet. Hier sind wir auch an der Riesenyacht eines Milliardärs aus Monaco vorbeigefahren. Ich finde es sehr spannend, mit dem privaten Boot in deren Gärten und so weiter schauen zu können, wo zur Straße sicherlich alles blickdicht abgeriegelt ist.